Dein Potsdam-Küchengeflüster – März 2022

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Rezepte
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Katrine Lihn
22. März 2022

Einmal im Monat nimmt dich die Genusstrainerin und Gastrosophin Katrine Lihn mit auf eine Entdeckungsreise durch Potsdams Töpfe und Pfannen. Mit ihren inspirierenden Rezepten kannst du das Potsdam-Gefühl auch zu Hause kulinarisch erleben. Dieses Mal zum Genießen: Potsdam meets Luzern – die Verbindung von Käse und Kartoffel.
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Wir treffen uns an der Glienicker Brücke, die allein schon so viel zu erzählen hat. Doch heute schlendern wir „nur rüber“ und begeben uns direkt rechts Richtung Glienicker Lake (so heißt dort die Verlängerung der Havel). Rechts sehen wir ziemlich im Hintergrund das Jagdschloss Glienicke, dort befindet sich seit 2003 das Sozialpädagogische Fortbildungsinstitut Berlin-Brandenburg. Unser Spaziergang führt uns weiter, wir sehen mit großen Augen die Kapelle Klein-Glienicke – ein Schmuckstück im neugotischen Stil mit einer durchaus interessanten Geschichte.

Dein Potsdam-Küchengeflüster – März 2022

Die Kapelle von Klein-Glienicke
1872 kam der Pfarrer Ludwig Petzholtz nach Klein-Glienicke, er machte sich stark für den Bau einer eigenen Kapelle, da die Glaubensgemeinde einen längeren Weg zu ihrer Kirche auf der anderen Seite (oberhalb des Glienicker Schlosses) bis in den Wald gehen musste. Im Sommer sicherlich ein schöner meditativer Weg, doch im Winter mehr als beschwerlich. Der Pfarrer konnte Prinz Carl von Preußen von seiner Idee einer eigenen Winterkirche überzeugen, so kam es, dass der Schlossbaumeister Reinhold Persius mit der Gestaltung beauftragt wurde. Die kleine Kapelle ist im besten Wortsinn ein Hingucker, die rote Backsteinfassade lädt zum Verweilen ein. Im Innenraum finde ich wirklich eine Art eigenen Frieden mit dem Spruch aus dem Matthäus-Evangelium, der hinter dem Altar leuchtet: „Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken.“

Klein-Glienicke fasziniert

Erquickung, welch hübsches altes Wort, das mag ich, denn Klein-Glienicke fasziniert sicherlich nicht nur mich. Dieser alte, winzige Ort hatte es viele Jahr wirklich schwer, erfreut sich heute jedoch wieder an seinem dörflichen Charakter. Zu DDR-Zeiten lag dieser Flecken zwischen den Grenzen und war von einer Mauer umschlossen. Heute kaum vorstellbar, konnten die wenigen Bewohner nur über die kleine Brücke, die heute über den Bäkegraben führt, mit einem Passierschein gelangen. Wie gut, dass diese Zeit lange hinter uns liegt.

Mich faszinieren magische Ort, davon gibt es in Potsdam viele, doch heute schlendern wir zu und durch dieses Kleinod. Warum? Weil sich auch hier der Flair Europas spüren lässt. Und nein, das ist keine Übertreibung. Denn in Klein-Glienicke gibt es einen Teil der Schweiz. Wie bitte?

Die Schweiz gibt es auch Potsdam

Für mich als Wahlpotsdamerin ist es immer wieder überwältigend, dass etliche europäische Einflüsse in Potsdam zu finden sind. Vielleicht liegt das daran, das Reisen, wie wir es heute kennen, früher nicht möglich war. Da wurden Sehnsuchtsorte „einfach erschaffen“. Die Schweiz in Potsdam geht auf den Prinzen Carl von Preußen (1801– 83) zurück. Er liebte es zu reisen und inspiriert von einer heimeligen Idee ließ er vom Architekten Ferdinand von Arnim zehn Häuser in alpenländlichem Stil erbauen. Weitere zwei Häuser wurden 1873 erbaut. Im Zuge der Grenzsicherung hatten die Schweizerhäuser kein ausreichendes Ansehen, 1961 wurden sechs abgerissen. Klein Glienicke gehörte wie oben kurz erwähnt zur DDR und viele Familien verließen den kleinen Ort. Die Grenzlage galt als äußerst kompliziert. Nach der Wiedervereinigung wurde die Enklave zu neuem Leben erweckt und eines der zerstörten Schweizerhäuser auf privater Initiative in moderner Form errichtet.

Die Gemeinschaft verbindet

Nicht nur der Bau der Kapelle von Klein-Glienicke, auch die Neuerschaffung des Stadtteils zeigen, dass die Gemeinschaft verbindet. Die Schweiz trifft sich nicht nur hier, sondern manifestiert sich in der Städtepartnerschaft zu Luzern. Wie herrlich! Die Stadt am Vierwaldstättersee liegt „wie wir“ am Wasser und es gibt noch mehr Miteinander. Das nehme ich heute zum Anlass, um eine kulinarische Verbindung zu schaffen. Auf „neudeutsch“ Potsdam meets Luzern – die Verbindung von Käse und Kartoffel mundet bestimmt nicht nur mir. Also, direkt ausprobieren und dazu einen guten Appetit oder „en guete mitenand!“

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